Unbekannte Nachbarn – eine Begegnung mit Sinti und Roma im Unterricht

Etwa 12.000 Sinti und Roma leben aktuell in Baden-Württemberg als eine von vier anerkannten nationalen Minderheiten Deutschlands – aber viel Wissen über ihre Kultur und ihre Lebensweise haben die wenigsten. Stattdessen finden sich nach wie vor viele Klischees über sie in den Köpfen der meisten Menschen. Gleich zum Einstieg des jeweils zweistündigen Workshops in der 10b und 10c wurden diese abgefragt. Auch wenn anfangs noch etwas Zurückhaltung von Seiten der Schülerinnen und Schüler zu spüren war, trauten sie sich nach direkter Aufforderung des Referenten Andreas Hoffmann-Richter nach und nach ihre Vorurteile zu Papier zu bringen. In einem lehrreichen Vortrag lernten die Zehntklässler dann die Geschichte des Volkes der Sinti und Roma, ihre Herkunft, die ihrer Sprache und ihre lange leidvolle Diskriminierung in Deutschland bis heute kennen. Um Alltagsdiskriminierung ging es bei einer arbeitsteiligen Gruppenarbeit, bei der anhand von Comics Szenen wie die der Wohnungs- oder Jobsuche gezeigt wurden. Armani Spindler, ein junger Sinto aus Ravensburg, stand den Schülerinnen und Schülern dann noch Rede und Antwort – auch auf sehr konkrete Nachfragen bezüglich eigener Diskriminierungserfahrung in Kindheit und Jugend und der Geschichte seiner Verwandtschaft, die großteils in Auschwitz ermordet worden war, ging er dabei ein.

Die Sinti und Roma sind eine von vier anerkannten Minderheiten in Deutschland. Durch den 2013 unterzeichneten Staatsvertrag zwischen dem Landesverband der Sinti und Roma, der die Workshops am EKG durchführte, und dem Land Baden-Württemberg hat die Beschäftigung mit diesem Thema Einzug in den Bildungsplan 2016 gefunden. So besuchten Dr. Andreas Hoffmann-Richter und Armani Spindler vom Landesverband der Sinti und Roma den Gemeinschaftskundeunterricht.

    Autor: Lydia Meinel-Strommer
    Fotograf: Lydia Meinel-Strommer