Wie spannend, wenn die Lektüre, die zwei achte Klassen des Erich Kästner Gymnasiums Eislingen im Deutschunterricht lesen, so lebendig wird. Die bekannte Jugendbuchautorin Stefanie Höfler besuchte die Schule, las den Jugendlichen selbst aus ihrem Buch vor und diskutierte mit ihnen über die Erfahrungen beim Schreiben und Lesen. Ihr Buch „Tanz der Tiefseequalle“ thematisiert die Ausgrenzung innerhalb einer Klasse. Stefanie Höfler machte den interessierten Zuhörern klar, wie sehr wir Menschen uns von den Bildern leiten lassen, die wir uns durch den ersten äußeren Eindruck von anderen machen. Das spielte sie auch mit den Schülerinnen und Schülern durch, denn als ausgebildete Schauspielerin und Theaterpädagogin ließ sie die Figuren beim Lesen lebendig werden. Dafür durften sich die Zuhörenden Lieblingsstellen aus dem Buch aussuchen. Im Zentrum des Buches stehen die Hauptfiguren Niko und Sera, die beide aufgrund der Mobbingattacken ihrer Mitschüler in Bedrängnis geraten und sich schließlich miteinander solidarisieren. Das Besondere des Buches ist, dass die Geschichte ganz direkt und authentisch im Wechsel aus der Perspektive von Niko und von Sera erzählt wird. So können sich die jugendlichen Leser in vielen Erfahrungen des Buches wiederfinden, denn die ambivalenten Gefühle dieses Alters werden darin genauso thematisiert wie die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbild. Ganz konkret geht es um Körperbilder, der nicht den Erwartungen der anderen entsprechen, und um Machtspiele rund um die Beliebtheit. Auch die beklemmenden Gefühle, die von psychischen und körperlichen Übergriffen ausgelöst werden, spart das Buch nicht aus. So wird das „verletzende Spottgewitter“ zwischen Jugendlichen im Buch drastisch wiedergegeben. Die Schülerinnen und Schüler aus dem EKG waren überrascht, dass Stefanie Höfler so viel Selbstbewusstsein in die Darstellung der beiden Hauptfiguren legte. Mitten in der sehr schonungslosen und direkten Darstellung von Mobbing arbeitet die Autorin so die innere Stärke der beiden ins Abseits geratenen Jugendlichen heraus. Als Lehrerin an einem Gymnasium im Schwarzwald und als Mutter zweier Kinder war es der Autorin ein Anliegen, realistisch und doch zuversichtlich zu schreiben. Und so wurde gemeinsam reflektiert, ob Niko nicht doch ein „Held“ ist, denn seine Träumereien von der eigenen Stärke führen in entscheidenden Momenten zu beherzten Taten. Auch die Mitschüler und Lehrer von Niko und Sera nahm Höfler in den Blick: „Es braucht Menschen, die hinschauen und eingreifen!“ Der große Erfolg des Buches gibt ihr darin genauso recht wie die Wirkung, die sie bei den Jugendlichen des EKG hatte, die sehr engagiert mit der Autorin diskutierten. Mehr als 50 Fragen hatten die beiden 8. Klassen vorbereitet und die reichten von der Entstehung des Buches und der Inspiration dazu bis hin zur Gestaltung des Covers. Höfler berichtete, dass sie ein Jahr lang an diesem Buch geschrieben hat und dabei selbst in die Charaktere der Figuren eingetaucht ist. Nur eine Frage ließ die Autorin offen: Wie das offene Ende des Buches zu verstehen ist, wollte sie nicht festlegen. „Ich wollte die Entscheidung nicht für die Charaktere fällen, ich möchte das Ende den Lesern überlassen.“ Vermittelt hatte die Lesung die Deutschlehrerin der Klasse, Constanze Schöttle, die mit der Autorin persönlich befreundet ist. Höfler, deren Leidenschaft für das Erzählen mit kleinen Lügengeschichten in der Kindheit begonnen hat, machte den Jugendlichen Mut, selbst zu schreiben: „Macht was im Leben, für das ihr brennt, schreibt und lasst es andere lesen!“
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