Was bedeutet es, aus dem vorgegebenen Leben auszubrechen? Von drei ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtete der Kurs “Literatur und Theater” der 12. Jahrgangsstufe des Erich Kästner Gymnasiums dieses Thema bei seiner Präsentation. Die erste Gruppe des Kurses zeigte in einer beklemmenden Darbietung Hass und Gewalt gegen Frauen, wie sie auch heute noch im Internet und in vielfältigen Formen in unserer Gesellschaft vorkommen. Mit ihrer Collage aus aktuellen Daten, temperamentvollen Szenen und einem Poetry Slam wollten Kimberly, Luisa, Malina und Nisa auf Diskriminierung aufmerksam machen und die Zuschauer wachrütteln. Ihre Vision ist es, dass jeder Mensch in seiner Individualität und Würde respektiert wird. Die zweite Gruppe widmete sich dem Ausbruch aus dem Leistungsdruck. Anouk verkörperte ein Mädchen, um das im Laufe der Jahre eine immer weiter wachsende Mauer aus Büchern entsteht. Tom, Chiara und Arianne stellten dabei die Erwartungen von Freunden, Familie, Schule und Gesellschaft dar. In einem Akt der Befreiung riss Anouk am Ende aber diese Mauer ein und brach aus dem Gefängnis der Anforderungen, die an sie gestellt werden, aus. Die Schüler des Kurses verwandelten in der dritten Vorführung den Raum schließlich in die Welt eines fiktiven Spiels. In einer Matrix ließen die beiden Spieler Jan und Julian vier verschiedenfarbige Spielmännchen agieren. Ihre Spielfiguren Nico, Julian, Max und Fabian ließen sich steuern – solange, bis ihnen ihre Rollen zu eng wurden. Die Spielfigur „Lila“ durchschaute schließlich das Spiel, das da getrieben wurde. Dadurch befreite er sich und seine Spielfigur-Kollegen aus den vorgegebenen Verhaltensmustern. So konnten die Figuren ihre Individualität finden und nun ihr Leben frei gestalten. Alle drei Stücke bewegten die Zuschauer durch symbolischen Tiefgang und beeindruckende Botschaften. Mit dieser Präsentation, auf die sich die Abiturienten seit Wochen vorbereiten hatten, zeigten sie ihre Kreativität und Spielfreude. Es wurde aber auch der Sinn und Inhalt des Kurses “Literatur und Theater” deutlich. Es geht in erster Linie darum, den Jugendlichen einen Raum für ihre Selbsterfahrung und ihre persönliche Entwicklung zu bieten, aber auch darum, die sozialen Fähigkeiten im Zusammenspiel zu trainieren.
Autor: Dorothea Weber
Fotograf: Doris Vogel
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