Wir Erwachsenen versuchen, in jeglichen Bereichen unsere Kinder zu schützen – doch gelingt uns dies auch in der digitalen Welt?
Das Internet erschwert es uns erheblich, unsere Kinder „(…) vor körperlicher, sexueller und seelischer Gewalt“ (https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/kinder-und-jugend/kinder-und-jugendschutz) zu schützen. Selbst als Erwachsene sind uns die Gefahren, die durch die mediale Welt bestehen, oft nicht vollständig bewusst – auch deshalb, weil wir nicht damit aufgewachsen sind. Unsere Eltern standen z.B. nicht mit Smartphones auf dem Spielplatz und für gemeinsame Treffen musste man sich entweder in der Schule verabreden oder zum Telefonhörer greifen…
Und deshalb hat es sich Schulleiterin und Buchautorin Silke Müller zur Aufgabe gemacht, vor möglichen Gefahren durch digitale Medien zu warnen bzw. darüber aufzuklären.
Am 22. und 23.01.24 besuchten einige Lehrkräfte des EKGs ihren Vortrag in der Kulturhalle Süßen bzw. der Stadthalle Göppingen. In einem sehr eindrücklichen und anschaulichen Vortrag ging Frau Müller auf das „Haifischbecken“ Internet ein. Sie berichtete von Fällen, wie Mädchen freiwillig naiv pornografische Bilder verschickten, zeigte grausame Bilder aus vermeintlichen Tierschutz-Videos, die Kinder „liken“, weil sie denken, es handle sich um Protestaktionen. Weiterhin brachte sie Beispiele von Fake News und den Möglichkeiten der KI, Stimmen zu verändern oder Fotos zu generieren, wodurch niemand mehr wisse, was richtig oder falsch sei…
Neben diesen Gefahren gebe es noch eine ganz andere, die von digitalen Medien wie z.B. dem Smartphone ausgehe: Sie machen abhängig. Nach neuesten Studien verbringen 15-Jährige im Durchschnitt 64 Stunden/Woche im Netz – auch weil sie süchtig danach sind, z.B. eine neue WhatsApp-Nachricht zu erhalten, am Handy zu „daddeln“ (also zu spielen) oder auch Angst haben, etwas zu verpassen.
Bei der Veranstaltung in Süßen hatten auch die Zuschauer und Zuschauerinnen die Möglichkeit, in einer anschließenden Podiumsdiskussion Fragen zu stellen oder ihre Meinung zu äußern. Neben Silke Müller waren auch Lothar Hilger, Leiter des Kreisjugendamts Göppingen, Ingrid Katz-Hofelich, Coach und Beraterin sowie Ralf Liebrecht, Präventionsbeauftragter der Polizeidirektion Ulm und durch seine zahlreichen Vorträge und Veranstaltungen dem Erich Kästner Gymnasium gut bekannt, vor Ort.
„Die Kriminalität steckt in der Hose!“, warnte Herr Liebrecht, der v.a. auf die möglichen Straftaten hinwies, die selbst Kinder und Jugendliche – nur durch den Besitz z.B. pornografischer Bilder- begehen.
Herr Hilger versuchte den Eltern klarzumachen, dass sie eine Verantwortung gegenüber ihrem Kind hätten und dass der Erziehungsauftrag nicht von Kindergärten oder Schulen zu erfüllen sei – die Erziehung müsse durch das Elternhaus erfolgen.
In einer Sache waren sich alle Redner und Zuschauer einig: Unsere Kinder könne man nur vor dem „Haifischbecken“ Internet schützen, indem man gemeinsam an einem Strang ziehe – durch Aufklärung, durch Stärkung des Selbstwertgefühls und durch Beziehungsaufbau, damit sich jedes Kind traue, zu einem Erwachsenen zu gehen, wenn es etwas (Befremdliches) bemerkt oder auch gemacht habe. Denn ‚Aufhalten‘ könne man die digitale Entwicklung nicht mehr – man könne nur präventiv dagegen vorgehen.
Und so wird auch das Erich Kästner Gymnasium seine Präventionsangebote, die schon seit Jahren ab Klasse 5 laufen, weiter ausbauen und bei einem pädagogischen Tag der Lehrkräfte im März 2024 auch die Handy- und Tablet-Nutzung überarbeiten, um auch die mediale Sucht im Blick zu haben.


