Eine Zukunft für Woodzaica – Das EKG übernimmt eine Patenschaft für ein Mädchen in Haiti

Eine sehr persönliche Verbindung nach Haiti erlebt das Erich Kästner Gymnasium seit einigen Wochen. Die Schule hat eine Patenschaft für Woodzaika, eine Schülerin in diesem Land in der Karibik übernommen, daraus ist eine Partnerschaft mit einem Lernprojekt in der Stadt Jérémie im Süden Haitis gewachsen. In dem Projekt werden 30 besonders talentierte und motivierte Stipendiaten von dem Verein “Agape Haiti” durch persönliche Betreuung und Förderung unterstützt. Die Jugendlichen des EKG lernen durch die Partnerschaft die bezaubernden und beeindruckenden Naturlandschaften der Antillen genauso kennen wie die Schattenseiten des von Naturkatastrophen und politischen Unruhen gebeutelten Landes. Die Lehrerin Elisabeth Dorvil, deren Mann aus Haiti stammt, hat die Verbindung vermittelt und hält mit großem Engagement den direkten Kontakt zu den Partnern vor Ort.

„Ich bin Woodzaica, ein Mädchen von zwölf Jahren. Ich bin ein normales Mädchen, das sich für’s Lesen begeistert. Manchmal schreibe ich Bücher mit Erzählungen. Ich bin ein beharrliches Mädchen, das keine Niederlagen hinnimmt.” So beginnt der Brief des Patenkindes an die Schülerinnen und Schüler des EKG, das in französischer Sprache verfasst ist. “Ich gehe sehr gerne zur Schule, weil ich dort viele Dinge lerne, die ich vorher nicht wusste”, schreibt Woodzaica an ihre Altersgenossen. Die Bilder der Schule in Haiti haben die gleichaltrigen Schüler der 6. Klassen des EKG sehr beschäftigt, so wurde ihnen bewusst, wie gut sie es mit ihrem Schulgebäude haben. Und so filmten sie ihre eigene Schule gleich für einen Videoclip für Woodzaica – inklusive Grußwort des Schulleiters Stephan Arnold, der den Austausch sehr unterstützt. Die Verständigung der Schüler beider Kontinente klappt über Französisch, das in Haiti Amtssprache ist: “Eines Tages möchte ich auch mit euch sprechen. Ich hoffe, ihr lernt schnell Französisch”, ermuntert Woodzaica die deutschen Schüler. Meist aber tauschen die Jugendlichen sich in der Sprache Englisch aus, die beide Seiten in der Schule lernen. Elisabeth Dorvil unterstützt die Schülergruppe in Haiti via Videokonferenz mit Englischnachhilfe. Und es gab schon ein erstes virtuelles Schülertreffen zwischen Altersgenossen aus Eislingen und Jérémie über die Grenzen der Kontinente hinweg. Durch diesen persönlichen Bezug gelang es innerhalb kürzester Zeit, durch Spenden am EKG das Schulgeld für Woozaica aufzubringen, damit sie eine Privatschule besuchen kann. Dort lernt sie Französisch und Englisch und hat Fächer wie deutsche Schüler auch: Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Sozialkunde etc. Dieser geförderte Schulbesuch ist eine große Chance, denn etwa 50 Prozent der Haitianer sind Analphabeten, viele Kinder können nur kurz oder gar nicht in die Schule gehen. Auch die Krankenversicherung für Woodzeica wird aus den Spenden finanziert.

Bewegend sind die persönlichen Berichte vom Leben des Mädchens nach dem Erdbeben und in Zeiten politischer Unruhen: “Meinen Geburtstag konnte ich nicht feiern, wie ich es mir gewünscht hätte.” Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Die Hälfte der Menschen hat weniger als $1,90 pro Tag zum Leben. Zusätzlich zur Armut kämpft das Land mit vielen anderen Problemen: Naturkatastrophen wie Hurrikane und Erdbeben, politische Instabilität, Korruption, Gewalt, extreme Umweltzerstörung. Und weil das Schicksal der Mitschüler im fernen Haiti das ganze EKG bewegt, war der Spendentopf schnell mit Tausend Euro gefüllt. Mit den 1120 Dollar kann die Organisation “Agape Haiti” nun sogar das tägliche Mittagessen für alle 30 Jugendlichen der Schülergruppe finanzieren. Der Treffpunkt des Vereins, das Youth Learning Center,  ist für viele der Stipendiaten wie eine zweite Familie, sie finden Ansprechpartner, wenn sie Probleme haben, und werden sehr persönlich betreut und begleitet. Angesichts der Situation des Landes, das aktuell wegen der politischen Lage so sehr im Chaos versinkt, dass selbst die Schulen teilweise schließen müssen, ist es für die Jugendlichen besonders wichtig zu wissen, dass jemand an sie denkt und sie unterstützt.

“Mein größter Traum ist es, dass man einen anderen Blick auf Haitianer hat, dass man aufhört, auf sie herabzuschauen”, wünscht sich Woodzaica.  Die Partnerschaft mit dem Verein “Agape Haiti” weitet so nicht nur den Horizont der deutschen Schüler, sie sensibilisiert die Jugendlichen auch für die dramatischen Nöte anderer Menschen. Woodzeica schreibt ihnen: “Ich helfe gerne anderen, so gut ich kann, und ich toleriere keine Diskriminierung.” Und Love-Kendy, ihr Kollege aus “Agape”, ist sogar Jugend-Friedensbotschafter der UN. Zuzeit besucht er dank eines Stipendiums in Freiburg das, eine internationale Schule. Während seines Stipendiums am Freiburger  Robert Bosch College hat er sich bei einem Besuch mit Eislinger Schülerinnen und Schülern über Erfahrungen mit Menschenrechten ausgetauscht. Dieser Kontakt zwischen zwei Welten war für beide Seiten bereichernd. Weitere Treffen sind schon geplant.